Nach unserer frustrierenden Absage
haben wir uns entschlossen ein Stückchen Richtung Norden zu fahren,
durch das schöne Napier, ab in die Berge nahe des Mohakino Rivers (
dort kann man gut Kajak fahren). Auf dem Weg zu unserem ausgesuchten
Campingplatz haben wir kurz Halt an einer Rafting-Firma gemacht. Dort
konnten wir in der Halle auch Wildwasserkajaks sehen, nur leider war
von den Besitzern keiner da. Somit fuhren wir unverichteter Dinge (
doch nicht paddeln :( ) zu dem Campingplatz, wo wir eigentlich
hinwollten. An der Rezeption buchten wir zur Frustbewältigung für
den nächsten Morgen 1,5h Horsetrekking :-P.
Zum eigentlichen Schlafort mussten wir
noch ca. 500 Meter weiterfahren mitten im Nichts. Sehr toller Platz
mit schönen kleinen Hütten, wo man die Möglichkeit hat, sie zu
mieten. Außerdem ist der Platz schön am Fluss gelegen.
Am nächsten Tag sind wir zur Rezeption
gelaufen, der Treffpunkt für unsere Horsetrekking Aktion. Schon von
Weitem sahen wir unsere fertig gesattelten Pferdchen. Unser Guide war
ein sehr nettes Mädel, gab uns zuerst eine einfache Einführung, wie
man reitet etc. und schon ging es los. Stilecht mithilfe einer
kleinen Treppe sind wir auf die Pferde gestiegen und losgeritten.
Zuerst war es ein wirklich komisches
Gefühl aber dann war es total toll! Topher fragte, ob sie uns ein
bisschen „ Reitstunden“ geben mag und wir sind daraufhin getrabt
und gallopiert. Und keiner ist vom Pferd gefallen. Bergauf und Bergab
und leider viel zu schnell ging die Zeit vorbei. 1,5 Stunden sind
halt doch zu kurz, aber es hat sehr viel Spaß gemacht und wir werden
es wenn sich die Möglichkeit ergibt, auf jeden Fall nochmal reiten!
Übrigens: nach dem Absteigen musste man sich ersteinmal wieder an
das Laufen gewöhnen. Unser Guide hat uns für den nächsten Tag
Schmerzen prophezeit ;) (Topher hatte keine!! :-P)
Schnell noch unter die Dusche gehüpft
und wir sind wieder Richtung Napier gefahren. Um einen Job zu finden
haben wir beschlossen, einfach auf dem Weg an einigen Fruit Jobs,
Wein“bergen“ ( hier stehen die Weinreben auf ebenen Flächen)
oder Plantagen nachzufragen ob sie einen Job für uns hätten. Leider
war dies alles ohne Erfolgt und keiner hatte einen Job frei bzw.
braucht Arbeiter. Immer mehr Frustration machte sich breit.
In Napier angekommen, eine Nacht
verbracht, gönnten wir uns am nächsten Tag einen Besuch im National
Aquarium of New Zealand. 20 Dollar pro Person bezahlt und in 25
Minuten waren wir durchgelaufen. Leider gab es nichts spektakuläres,
was wir noch nicht gesehen hätten. Schade. Allein wegen dem
Kiwi-Vogel, den es dort gab, hat es sich aber doch irgendwie gelohnt
dort reinzugehen. Trotz ihres „langen“ Schnabels haben diese
flugunfähigen und nachtaktiven Tiere unter Wissenschaftlern den
kürzesten Schnabel. Die Schnabellänge wird nämlich von der Spitze
des Schnabels bis zu den Nasen/Schnabellöchern gemessen. Da Kiwis
aber ihre Schnabellöcher ganz an der Spitze haben, haben sie somit
den Kürzeren gezogen. Sie sind außerdem noch die einzigsten Vögel,
welche riechen können. Deshalb sieht es auch so aus, wenn sie
laufen, als ob sie ihren Schnabel, wie etwa ein alter Mann einen
Stützstock, als drittes Bein verwenden. Sie stecken, bevor sie einen
Schritt machen, stets den Schnabel in den Boden, um Nahrung zu orten.
So, genug Wissenswertes von den Tierchen ;)
Daraufhin zogen weiter und versuchten
jetzt mithilfe des Internet irgendwie an einen Job zu gelangen. Wir
riefen so viele Menschen an und irgendwie hatte keiner Arbeit.
Lediglich ein Manager von einer Apfelplantage sagte uns, er würde
uns am Montag, also in 2 Tagen anrufen, ob er uns brauchen würde.
Wir hätten eine 50% Chance, dass es so ist. Naja, viel darauf
konnten wir nicht geben, weil was man sagt und was man tut, sind, wie
wir jetzt wissen, zwei unterschiedliche Paar Schuhe :(
Die nächste Nacht haben wir in
Hastings verbracht auf einem Campingplatz, der sogar einen
Swimmingpool besaß-dementsprechend leider auch etwas teuer war...
Am nächsten Tag hatten wir uns etwas
Spaß verdient und es ging zum Splash Planet, ein Wasserpark mit
vielen Rutschen und zahlreichen anderen Attraktionen. Es versprach
ein super Tag zu werden ( wettermäßig und Spaßmässig) und dem war
auch so! Die Rutschen waren wirklich super und wir verbrachten einen
schönen Tag!
Nach dem Spaß kommt leider wieder der
Ernst. Wir telefonierten wieder fleissig und nach fast völliger
Eskalation unserer Frustration ( die sich mittlerweile in streiten
gegeneinander umgewandelt hat), rief uns eine Frau an, die uns eine
Telefonnummer durchgab, wo wir anrufen sollen für eine Apple
Thinning Job. ( Erklärung später)
Nach dem Telefongespräch kam
Erleichterung auf. Wir hatten einen Job, und der war sicher, Topher
fragte nun zehnmal nach und wir sollten am morgigen Tag in Hasting an
einer Plantage antreten zum vorher genannten Job. Wieder erwartend
hat sich der Manager, der Montags anrufen wollte, nicht angerufen.
Gegen Abend ging es wieder auf den
Campingplatz mit Swimmingpool, den wir am Abend auch endlich mal
nutzen wollten, dass wir nicht umsonst so viel Geld ausgegeben haben.
Am nächsten Tag ging es zu der Plantage in der selbigen Stadt,
deswegen mussten wir den Campingplatz leider wieder auswählen. Kurz
bevor wir in den Pool hüpfen wollten, holte Topher noch sein
Handtuch aus dem Auto und bemerkte glücklicherweise, dass unser
Handy klingelte. Er ging ran und Überraschung!! Der Manager der
Plantage, der uns anrufen wollte, war am Telefon und sagte uns, wir
könnten am Mittwoch früh bei ihnen anfangen. Super Neuigkeiten!
Hier kann sich wirklich alles von einer
auf die andere Minute ändern. Auf einmal haben wir zwei
Jobmöglichkeiten, es war der Wahnsinn...Aber natürlich auch Qual
der Wahl. Was machen wir nun? Den anderen absagen und nur am Mittwoch
gehen? Und dann irgendwie doch eine Absage zu bekommen und wieder mit
Nichts dazustehen? Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir auf
jeden Fall am nächsten Tag zum Job antreten werden um einfach zu
sehen, was auf uns zukommt.
Jetzt konnten wir beruhigt in den Pool
hüpfen und den Tag ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf
zur Plantage, um 8.30Uhr sollten wir vor Ort sein. Vor Ort fanden wir
zwei andere Backpacker vor, die sehr nett waren. Eine Stunde lang
dauerte es, bis wir die Verträge endlich unterschrieben waren und
alles kopiert war ( Ausweise, Arbeitserlaubnis). Und es ging bei
leichtem Nieselregen los auf die Plantage. Wir trafen unseren
Supervisor ( sowas wie der direkte Chef, der aufpasst, ob man alles
richtig macht und einem alles erklärt etc), der auch sehr sympatisch
schien. Vor Ort erklärte er uns anhand eines Apfelbaumes ( es gab
genug davon ;) ), was unser Job ist: Apple Thinning! Das heißt, dass
man den Apfelbaum ausdünnt. Man „pflückt“ zu kleine Äpfel oder
zu viele Äpfel um den anderen die Chance zu geben schön groß zu
werden. Es kommt halt doch auf die Größe an, verkauft sich besser
=)
Da nicht alles „zu Fuß“ erreichbar
ist, bekamen wir noch eine Leiter dazu, auf der wir rumturnen
mussten, um alle Äste des Baumes zu erreichen. Nach ca. 3h Thinnen
fing es natürlich stärker an zu regnen und man hatte das Gefühl,
es regnet sich ein. Da dieser Job leider etwas wetterabhängig ist
und es verständlicherweise etwas gefährlich ist, bei strömenden
Regen auf der 3Meter hohen Leiter rumzuturnen wurden wir um 12 Uhr
schon heimgeschickt. Zurück im Trockenen, in unserem Auto, mussten
wir uns überlegen, was wir machen. Auf dieser Plantage bleiben und
der anderen, wo wir am nächsten Tag anfangen sollten absagen. Oder
andersherum? Bevor wir eine Entscheidung getroffen haben, riefen wir
nochmal die Plantage für den nächsten Tag an, nur um sicher zu
gehen, dass es ein sicherer Job ist. Dies wurde uns bestätigt und
uns wurde gesagt, dass es sogar ein Camp auf der Plantage gab für 30
Dollar pro Woche. Das ist unschlagbar und wir entschieden uns für
diese Plantage. Diese Plantage ist einer der vielen Plantagen unter
der Hand von Mr. Apple, ein sehr großes Unternehmen. 25% der
weltweit produzierten Äpfel kommen von diesem Unternehmen.
Am nächsten Tag machten wir uns früh
auf, sodass wir um 8 Uhr pünktlich an der Plantage sind. Schon am
Morgen hat es leider schon geregnet und wir waren uns unsicher, ob
heute wirklich unser erster Arbeitstag sein wird. Im Büro der
Plantage angekommen warteten wir mit einigen anderen Alteingesessenen
Arbeitern ( sie waren bereits schon 1 Woche da ) und Neuankömmlingen
wie wir. Die Alteingesessenen mussten auf den Boss warten um Bescheid
zu bekommen, ob heute gearbeitet wird. Als er um 8 das Büro betreten
hatte, wurde gleich klar, dass heute wohl nicht unser erster
Arbeitstag sein wird. Der Boss beschloss nämlich, dass heute für
alle frei sei.
Somit bestand unsere erste Arbeitstat
nur darin, die Verträge zu unterschreiben und ins Camp mitten in der
Plantage zu fahren. Dort gibt es eine nette Wiese, wo fast alle
Backpacker in ihren Autos / Zelten schlafen. Aber es gab auch kleine
Zimmer, dieen sollten absagen. Oder andersherum? Bevor wir eine
Entscheidung getroffen haben, riefen wir nochmal die Plantage für
den nächsten Tag an, nur um sicher zu gehen, dass es ein sicherer
man mieten konnte. Diese waren aber jedoch etwas teurer.
Wir fanden eine riesen Küche vor mit
zahlreichen Kochmöglichkeiten, Kühlschränken, Tiefkühltruhe, Ofen
etc. es war alles da, was das Herz begeht. Im nächsten Raum, war
eine Art Wohnzimmer hergerichtet, mit Couch, TV und sogar
Tischtennisplatte. Die Sanitäreinrichtungen bzw. Waschmöglichkeiten
für Wäsche sind auch top.
Unseren ersten Arbeitstag verbrachten
wir somit mit ausruhen für den kommenden Tag. Auch nicht schlecht.
Aber so verdient man leider kein Geld ;)
Der nächste Tag verhieß wettermäßig
leider auch nichts Gutes: es regnete. Um 8.30Uhr erschienen wir am
Office und wir wurden einem Supervisor zugeteilt: Darren. Er ist
wirklich supernett und schaut irgendwie aus wie Snoop Dog ;)
Unsere Tagesaufgabe im strömenden
Regen bestand darin, Äste abzureisen ( natürlich ohne Handschuhe).
Die Art von Bäumen, an denen wir arbeiteten bildeten zu viele
Triebe, die nur nach oben wachsen und den darunterliegenden Äpfeln
das Licht wegnehmen. Diese Triebe mussten wir raus reißen. (
Ripping)
Nachdem wir zwei Reihen à 90 Bäumen
bearbeitet haben, beschlossen wir für den heutigen Tag aufzugeben.
Wir waren so nass wie noch nie, sprichwörtlich bis auf die Knochen.
In unseren Wanderschuhen stand das Wasser und die Motivation war
irgendwie auch am Boden. Gute Aussichten für die nächsten Wochen.
Zum Glück gab es aber super Duschen, die einen schnell wieder
aufgewärmt haben. Unsere Arbeitsklamotten haben wir in den Trockner
verfrachtet. Sie waren somit einsatzbereit für den nächsten (
hoffentlich regenfreien) Tag.
Der nächste Tag begann mit einer
neuen, aber für uns schon bekannten Aufgabe: Thinning. Zu Anfang
haben wir super Bäume bekommen, die nicht zu groß waren und
wirklich nicht viele Äste hatten, wo sich Äpfel verstecken konnten.
Wir arbeiteten immer in Pärchen und nur einer von beiden musste eine
Leiter benutzen. Die Spitze des Baumes war so dünn, dass man stets
von einer Seite von der Leiter aus thinnen konnte. Glück für das „
schwache“ Geschlecht. Wir wurden noch etwas vor der Leiterbenutzung
geschont und überliessen den Männern diese überaus tolle
Interaktion mit der sperrigen Leiter :)
Da wir erst Mittwoch bzw. ja erst
Donnerstag angefangen hatten zu arbeiten, arbeiteten wir auch
Samstag. Somit war Sonntag unser freier Tag und wir erholten uns
mithilfe von Wäschewaschen von unseren ersten drei anstrengenden
Arbeitstagen. Schon jetzt wussten wir, dass Apple Thinning wohl nicht
zu unseren Lieblingsarbeiten gehört. Aber gut, irgendwie müssen wir
ja die Reisekasse wieder füllen.
Die nächste Woche wurde eine 6-Tage
Woche à ca. 10 Stunden pro Tag. Um 6 Uhr Arbeitsbeginn, halbe Stunde
Mittagspause und bis 16.30Uhr gearbeitet. Nicht immer hielten wir die
Arbeitsmoral durch. Aber im großen uns ganzen kamen wir auf 54
Stunden für diese Woche.
Die Bezahlung war hier leider nicht so,
wie wir uns es vorgestellt haben. Der Mindestlohn in Neuseeland ist
13,75 Dollar. Diesen Stundenlohn muss Mr. Apple mindestens zahlen. In
der Regel wir aber auf Plantagen per contract bezahlt, d.h. Pro Baum
den man thinnt. Jede Art von Baum ist unterschiedlich viel wert, je
nachdem wir schwer er zu Thinnen ist, also wie Groß er ist, wieviele
Äpfel er hat, Äste etc. Der Preis pro Baum wir immer pro Block
bestimmt, als pro Areal, wo die Bäume stehen, z.B. 10 Reihen à 70
Bäume ist ein Block. Wenn man aber in einem neuen Block anfängt zu
arbeiten, steht immernoch kein Preis fest. Der Preis wird anhand der
Arbeiter bestimmt, wie lange sie brauchen einen Baum zu thinnen.
Dieser Preis wird vom Boss natürlich so gesetzt, dass er
1. nicht zu viel zahlen muss, wenn man
gut und schnell ist
- er nicht so viel drauflegen muss, wenn Arbeiter zu langsam sind um im Durchschnitt nicht den Mindestlohn erreichen würden
Die ganze Sache mit den Preisen ist ein
bisschen ein Pokerspiel. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der
Preis noch nach unserer Arbeit im Block runtergesetzt wurde, da wir
zu gut und zu schnell gearbeitet haben. d.h. Wir wurden bestraft weil
wir schnell gearbeitet haben. Wo ist da der Sinn?
Naja, man kann sich aufregen oder man
kann es lassen. Wir bekommen Geld, zwar nicht so viel wie wir uns
vorgestellt haben, aber besser als nichts.
Neben der Plantage und den zahlreichen
Äpfeln gibt es hier natürlich noch die bereits erwähnten anderen
Backpacker. Wir verstehen uns wirklich gut mit allen anderen und man
hat irgendwie das Gefühl, man lebt in einer grossen WG. Es sitzt
immer einer in der Küche und man kann sich unterhalten etc. Abends
Bier trinken oder Karten spielen ( wir haben ein tschechischen
Kartenspiel gelernt BANG... nur zu empfehlen )
Außer den Backpackern( 6 Deutsche, 2
Franzosen, 1 Spanierin, 10 Tschechen) gibt es noch 30 Samoaner. Diese
kommen jedes Jahr und bleiben für ein halbes Jahr. In diesem halbem
Jahr verdienen sie ihr gesamtes Jahresgehalt für Samoa. Die jüngeren
Samoaner sind richtig nett und wollen sich auch mit einem
unterhalten. Die Älteren jedoch sind denke ich ein bisschen
skeptisch und gehen auf Distanz.
Neben der Arbeit haben wir am
Wochenende einige Ausflüge unternommen, dazu aber gesondert mehr =)
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