Mittwoch, 13. November 2013

Ngawaka Farm


Unsere kleine Farm =)

Über ein Internetportal ( helpx) haben wir für eine Woche einen Farmstay arangiert. Bei diesem Internetportal können sich sog. Hosts angmelden, die Leute suchen, die für sie arbeiten und dafür Unterkunft und Essen bekommen. So etwas ähnliches wie Woofing ( workin on okological farms), nur dass helpx nicht auf Farmen beschränkt ist, sondern auch gartenarbeit, hundesitting, aupair etc...einfach alles anbietet und an sehr vielen Flecken der Welt vertreten ist, unter anderem eben auch Neuseeland:)
Die zwei Tage, bevor es auf die Farm ging verbrachten wir auf einem Campingplatz in der Nähe unseres Farmstay.
Ein Tagesausflug ging an den Strand! Wunderschöner Sandstrand, mit Campingplatz direkt am Meer ( freedom Camping). Da unser Auto aber zur Zeit leider etwas unzuverlässig ist, haben wir beschlossen wieder zu unserem „alten“ Campingplatz zurückzufahren. Nicht dass wir dann mitten im Nichts stehen ( zwar an einem wunderbaren Strand) und das Auto springt am nächsten Morgen nicht an!
Am Strand wurde Susi auch noch von einem Vogel attackiert, der ihr auf den Kopf geflogen ist. Sehr komisch. Später haben wir herausgefunden, dass diese Vögel sehr beschützend ihrem Nest/Jungen gegenüber handeln.
Ein Tagesausflug ging noch in Stadt um ein bisschen zu shoppen. Shoppen konnte man das leider nicht nennen, da Waipukurau nur 4000 Einwohner hat, aber eigentlich alles hat was man braucht.
Der Campingplatzwärter war auch total lieb! Als er gehört hat, dass wir Arbeit suchen, hat er bei einem Weinberg angerufen und hat uns die Telefonnummer gegeben. Wir sollen doch mal nach unserem Farmstay dort anrufen! Alsoo sehr nett!!
Bevor wir aber zum Farmstay gefahren sind, mussten wir erstmal die Adresse ausfindig machen. Weder unsere Straßenkarte noch google maps konnte uns bei diesem Problem weiterhelfen. Somit sind wir in das örtliche Touristeninformationscenter gegangen und haben zu Dritt über der Karte gebrütet und haben die Adresse gesucht. Naja, gesucht-gefunden! 20 Minuten ausserhalb von Waikukurau mitten im Nichts.
Auf zum Farmstay und unsere Lieblingsstrasse: gravel road!! ( Schotterstrasse)... Unser Auto klapperte als ob es gleich auseinander fallen würde. Leider gab es hier leider keine Hausnummer, somit haben wir uns an den Namen der Briefkästen orientiert, die praktischerweise neben der Strasse stehen und nicht direkt vor dem Haus ( jedes Haus/Farm hat einen extra Weg zu diesen). Wir sind also immer weiter gefahren und haben uns schon gefragt, ob wir das Haus verpasst haben, bis uns ein Auto entgegengekommen ist mit Fiona ( Fi). Sie hat uns erklärt wo wir zu unserer Unterkunft hin müssen und es war praktisch nur ums Eck. Sie holt nur gerade ihren Sohn( Jonty) von der Schule, weil kein Schulbus in die Gegend fährt!
Unsere Unterkunft war ein Cottage für uns alleine! Mit zwei Schlafzimmern, offene Küche mit angeschlossenen Wohnzimmer, Badezimmer, Waschmaschine, Garage und sogar einen Holzofen im Wohnzimmer!! Einfach nur genial! Eine Pferdekoppel direkt vor der Tür und ein Ausblick vom Küchenfenster- davon kann man nur träumen!
Als wir alles eingerichtet haben, kam auch schon Fi mit ihrem Sohn Jonty um uns Hallo zu sagen und um uns willkommen zu heißen. Sie erklärte uns alles mit dem Cottage und sagte uns, wenn wir wollen, können wir um 5 Uhr mitkommen, die Kälbchen füttern.
Gesagt, Getan. Um 5 Uhr sind wir zum verabredeten Treffpunkt marschiert ( durch noch eine Pferdekoppel durch) und haben Fred kennengelernt ( Fi's Mann). Die Kälber werden hier mit einer Art Maschine mit Zitzenvorrichtungen gefüttert, in die man Milch reinfüllt. Die Milch wird vorher mit Milchpulver zurechtgemixt (das Milchpulver riecht wie McDonalds Milcheis :-D) Das wird in den nächsten Tagen eine von Tophers Aufgaben sein.
Ein Quad vor die Vorrichtung gespannt und es ging zu Dritt los: Fred aufm Sitz, Tophi und ich rechts und links hintendran. Wir sind zur Kälberweide gefahren und durften zusehen, wie ca. 30 Kälber verrückt nach Milch waren. Und die sabbern vielleicht dabei ;)
Es gibt noch andere Kälbchen, aber die werden nicht mehr mit Milch sondern nur noch mit speziellen Kälberpallets gefüttert.
Unter anderem gibt es auf der Farm jede Menge Schaafe mit ihren Lämmern ( insg. ca. 3000), Bullen, Stiere und Kühe mit ihren Kälbern. Außerdem insg. 7 Pferde, 7 Hütehunde, 3 Haushunde, 2 Katzen und am nächsten Tag kamen noch zwei Ferkel dazu. Also hier ist ganz schön was los!!
Am ersten Tag haben sie uns schon gebeichtet, dass die ganze Familie am kommenden Wochenende nicht da sein wird. Eigentlich wollte er den Nachbar anrufen, dass er die Kälber füttert, aber Fred hat ihm gleich am ersten Tag abgesagt, ist nicht nötig..Wir schaffen das wohl ;)
Dienstag angekommen und Samstag früh werden sie fahren und bis Montag Nachmittag bleiben. Ganz schön viel Verantwortung :)
Ich durfte die nächsten Tage einen Gemüsegarten am Cottage anlegen und hauptsächlich auf die kleine Tochter Neve ( 2 Jahre) aufpassen. Und das war nicht wirklich immer spassig....ein kleiner Teufel :P
Topher hat wie schon geschrieben abends immer die Kälber gefüttert, beim Schaafe umhertreiben geholfen, etc...
Unsere Aufgaben für das Wochenende ohne Familie waren für Topher Rasen mähen und für mich Fenster putzen. Wir haben ganz schön rangeklotzt am Wochenende und sie waren wirklich sehr zufrieden mit uns! Normalerweise sagen sie den Leuten vorher, dass sie nur 1 Woche bleiben können um sie dann, wenn sie doof sind schnell wieder loswerden zu können. Wir hatten schon am ersten Tag einen Einladung zu Weihnachten :)
Insgesamt haben wir auf der Farm schon wirklich viel erlebt:
Topher durfte mit männlichen Schaafen „Tanzen“, d.h. Er hat sie aus einem Stall geholt und zwar so, dass die Schaafe aufm Hinterteil gehockt waren. So werden die Schaafe eigentlich geschoren, diese Schaafe waren aber ziemlich dreckig ums Hinterteil. Ich würde einfach sagen: ordentlich eingeschissen! Die dreckige Wolle musste nur entfernt werden und nach einigen Tagen werden die dann richtig geschoren. Topher hatte noch nie so etwas anstrengendes gemacht und ich habe noch nie so lachen müssen. Besonders wenn er gerade mit einem Schaaf „zugange“ war und im Radio eine Schnulze nach der Anderen lief...
Ein anderes einschneidendes Erlebnis war, dass den Lämmern, wenn sie in einem bestimmten Alter sind der Schwanz angeschnitten wird. Das Lamm wird in eine Art Haltevorrichtung gesteckt, in der es auf dem Rücken liegt und alle Viere von sich streckt. Bei der Gelegenheit bekommen sie noch eine Markierung ins Ohr und werden kastriert ( ein kleiner Gummiring wir um die Hoden gestülpt). Am Schluss wird der Schwanz abgeschnitten bzw. durchgebrannt. Topher hat die ganzen kleinen Lämmer gefangen und in die Vorrichtung gesteckt und ich durfte die Stummelschwänzchen desinfizieren. Topher hat total geschwitzt und ich war im Dunst der abgebrannten Schwänzchen gestanden. Überall Blut...Also keine schöne Sache, wirklich nicht! Aber das Abschneiden ist total wichtig, da sich die Lämmer dann „einscheissen“, dann kommen die Fliegen und legen Eier. Somit würden sie von innen aufgefressen werden.
An einem anderen Tag wurden die Kälber mit ihren Mütterkühen zusammengetrieben, geimpft, kastriert und am Ohr markiert. Rechtes Ohr für Bulle bzw. dann Stier, linkes Ohr für weibl. Kuh. Das war vielleicht ein Gebrüll im „ Cattleyard“. Ein Cattleyard ist ein Gestell aus Zäunen und kleinen Gattern. Die Kühe werden von einem ins andre Gatter getrieben, voneinander getrennt und dann schlussendlich in ein sehr schmales Gatter, wie ein langer Gang getrieben. Dort kann man sie besser behandeln und sie können natürlich nicht weglaufen ;)
59 Kälber waren dort, alle geboren im September/Oktober. Und es waren schon deutliche Größenunterschiede zu erkennen. Einige der Mutterkühe waren „trocken“, dass heißt sie haben kein Kalb geboren. Diese wurden auch noch raussortiert, gut zu erkennen an ihrem kleinen Euter. Sie wurden auf eine extra Weide getrieben und warten auf den Schlachter :(
In einem anderen Sheepyard weit draußen auf der Farm wurden Unmengen von Schaafen zusammen getrieben. Mithilfe von zwei anderen Helfern, die bessere Hunde hatten bzw. die Hunde besser auf die Herrchen gehört haben. Sie haben die Schaafe ( mit Lämmer) von der Weide zum Sheepyard getrieben. Dort wurden die Schaafe zusammen mit ihren Lämmern in den besagten schmalen Gang getrieben, wo die kleinen Lämmer eine Wurmkur verabreicht bekommen haben. Es waren wirklich Unmengen von Schaafen und Lämmern, unglaublich!
In unserer zweiten Woche hatte der Sohn Jonty seinen 6. Geburtstag. Fi probierte sich an einem Raketenkuchen und verzweifelte fast ;) Aber das Ergebnis war super!
Wir durften den Treasure Hunt organisieren, also eine Schatzsuche. Topher hatte eine super Idee mit einem Zahlenschloss. Das Zahlenschloss wurde an der Schatzkiste angebracht und die Kinder mussten auf der Farm verschiedene Sachen zählen um somit an die Zahlenkombination zu gelangen. Mithilfe von verschiedenen Hinweisen musste sie Punkte auf der Bulldozerschaufel zählen, Stufen zum Schaafscherhalle, markierte Lämmer und schließlich Anhänger, die auf einem Berg standen. Die Sache kam sehr gut an und schlussendlich haben die Kinder ihren Schatz im Sandkasten ausgraben dürfen! Schokolade für alle =)
An dem Tag bin ich auch noch mit Fi mittags in Jontys Schule und hab für 60 Kinder Hotdogs gemacht. War sehr witzig. Danach noch 60mal Wassereis aufschneiden...meine Hand war gefroren danach!
Der Stall hatte auch einen Anstrich nötig und da Fi nie dazu kam, ihn anzustreichen, war es meine Aufgabe ihn schwarz anzustreichen. Black Box für die Pferdchen =)
Einem neuen Pickniktisch für den Strand wurde auch noch ein Anstrich verpasst.
Eine weitere Aufgabe war das Eggie pflanzen. Ich weiß leider nicht die Übersetzung ins Deutsche. Das sind so Art Lilienplanzen, die hier überall buschweise wachsen. Selbst auf Schottergrund wachsen diese Planzen. Sind also recht anspruchslos aber hübsch! Hinterm Haus der Familie ist ein Hang, wo oben der Pferdereitplatz ist. Dieser Hang neigt nach starken Regen immer abzurutschen und weil da direkt das Haus steht ist das nicht so gut ;) Einige Eggie waren dort schon vorzufinden. Wir haben den Hand vervollständigt, insgesamt 4 Säcke voller Pflanzen! Außerdem waren an der Straße am Pferdezaun Lücken in der Eggi-Bepflanzung. Diese Lücken wurden auch aufgefüllt.
Tophi durfte mit einem Aufsitzer-Rasenmäher Rasen mähen =) Er hat auch eine Art nach unten offene Kiste für diesen Rasenmäher gebaut, dass man ohne Auffanbehälter fahren kann um die relativ großen Flächen an der Straße zu mähen ( die wir währen des Wochenendes gemäht hatten, wo die Familie weg war), da es dort nicht schlimm ist, wenn das abgemähte Gras liegen bleibt. Bob the Builder ;)
Ein Tagesausflug ging noch zur Hawkes Bay Show. Die Karten haben wir von der Familie geschenkt bekommen! Die Hawkes Bay Show ist eine Mischung zwischen Volksfest, Schützenfest und Messe. Total riesig und es gibt alles was das Herz begehrt! Von alten Traktoren, neuen Traktoren, Rasenmäher, Messekram ( Pfannen, Putzmittel etc), Klöppelfrauen ( Mammaa :) ), Meisterschaften im Zaunbauen, Springreiten und Holzhacken, Essen, Verkaufsstände für T-Shirt, Armbändchen etc., bis hin zu Jahrmarkttypischen Atraktionen wie Achterbahn und Riesenrad. Uns hat es wirklich total gefallen dort. Und was uns aufgefallen ist: Die Neuseeländer setzen sich hier einfach auf den Boden wenn sie Pause machen oder warten bzw. Essen. In Deutschland würde glaub ich keiner auf die Idee kommen sich ins Grass zu setzen.
Ein weiterer Ausflug ging Abends zum Bullride nach Waipukura. Dort gab es so etwas ähnliches wie die Hawkes Bay show nur seeeehr sehr sehr viel kleiner. Wir haben uns nur das Bullride angeschaut. Total witzig und ein richtiges Event hier! Je später es wurde, desto größer und wilder wurden die Bullen (bis zu 1200Kg schwer!!!). Der Reiter muss mindestens 8 Sekunden auf dem Bullen draufbleiben und die gesamte Zeit einen Arm in die Luft halten, ansonsten ist er disqualifiziert. Die Jury benotet Reiter UND Bullen. Dort hat es uns auch richtig gut gefallen und war wirklich mal interessant zuzuschauen.
Alles in Allem war die Farm wirklich perfekt! Wir haben alles mögliche hier erlebt und sind sehr dankbar für die Zeit hier! Ein wirklicher Glücksgriff!
Dazu kommt noch, dass sie uns doch ein bisschen bezahlen wollen, da wir ja so fleissig sind. In der Stadt hat uns Fred einfach so 800 Dollar in die Hand gedrückt, so für zwischendurch ;) Mal sehen was da noch kommt. Außerdem hat er das mit dem Auto geregelt. Die Werkstatt konnte leider nichts finden, warum das Auto so schlecht anspringt frühs, aber seitdem startet das Auto komischerweise recht zuverlässig ;)
Momentan harren wir noch ein paar Tage auf der Farm aus, bis wir etwas neues gefunden haben und verteiben uns die Zeit mit Brückenbauen (sind jetzt Brückenbauspezialisten :-P)